Badische Zeitung: 12. Oktober 2013
BZ-INTERVIEW mit Rainer Schwinkendorf, dem Vorsitzenden der „Freunde des Waldfreibades“ über die Bilanz.
HÄUSERN. Auf Autos rund um den Feldberg liegt schon Schnee, es wird ungemütlich. Jetzt hat der Verein „Freunde des Waldfreibades“ die Bilanz der vergangenen Saison veröffentlicht. Wie sie war, wollte Sebastian Barthmes von Rainer Schwinkendorf wissen.
BZ: Zur Erinnerung an den Anfang der Waldbadsaison passt das Wetter – es war ein schwacher Start. Wie hat sich die Saison dann entwickelt?
Schwinkendorf: Die „Freunde des Waldfreibades e.V.“ schauen nach einem perfekten Sommer mit drei Wochen Anlaufschwierigkeiten auf eine Rekordsaison zurück. Mit 31 779 Besuchern wurde der lang gejagte Supersommer 2003 klar übertroffen. Mehr Besucher waren zuletzt im Jahre 1991 (32 875) im Waldfreibad. Seit 1980 zählte man bis heute nur viermal mehr als 30 000 Besucher. Umso höher einzuschätzen ist diese Zahl, wenn man bedenkt, dass damals direkt nach der Wende Höchenschwand und Häusern mehr als doppelt so viele Übernachtungen zählten und das Freizeitangebot in der Raumschaft bei weitem nicht so groß war wie heutzutage.
BZ: Wo liegt denn diese Saison im Vergleich zu den Vorjahren?
Schwinkendorf: Mit fast 14 500 Besuchern war der Juli 2013 neben dem Juli 2006 der bestbesuchte Monat seit der Übernahme des Bades durch den Verein.
BZ: An welchem Tag zählten Sie denn die meisten Besucher?
Schwinkendorf: Am 2.August war mit 1360 Besuchern der Rekordtag der Saison. Außergewöhnlich war im Sommer 2013, dass an fast 20 Tagen mehr als 700 Besucher im Waldfreibad begrüßt werden konnten – davon an neun Tagen sogar über 1000.
BZ: Welche Auswirkungen hat den der schlechte Start auf die finanzielle Bilanz?
Schwinkendorf: Negativ an dieser Rekordsaison war, dass die ersten 20 Tage kühl und regenreich verliefen. In diesen 20 Tagen fanden nur knapp 300 Badegäste den Weg ins Bad. Dieser schlechte Saisonbeginn machte sich dann auch im Gasverbrauch bemerkbar. Dass diese 300 Schwimmer ihre Runden immer im angenehmen 22-Grad-Wasser drehen konnten, kostete Gas im Wert von circa 8000 Euro.
BZ: Immer wieder hört man, das Waldfreibad sei ein Bad für die ganze Region. Woran machen Sie das fest und wissen Sie woher die Besucher kommen?
Schwinkendorf: Im Schnitt besuchten das Bad an 114 Tagen täglich 279 Gäste. Bedingt durch den sonnigen Schulmonat Juli wurde das Waldfreibad mehr denn je zum Schulunterricht genutzt. 760 Schüler aus den Schulen in St.Blasien, Höchenschwand, Häusern und Weilheim führten mit ihren Lehrern den Sportunterricht bei freiem Eintritt im Waldfreibad durch. Ebenfalls stark angestiegen ist die Abnahme und Beurkundung der Schwimmleistung für das Deutsche Sportabzeichen durch Bademeister Olaf Döhring. Über 100 mal drückte Olaf Döhring für Gäste und Bürger aus der ganzen Raumschaft die Knöpfe der Stoppuhr.
BZ: Es war ein Rekordsommer sagen Sie. Gilt das auch für die Kasse?
Schwinkendorf: Obwohl durch den hohen Besucherandrang auch die Einnahmen auf einen Vereinsrekord stiegen, relativiert sich dieses Einnahmenplus mit einem Rekordwasserverbrauch und mit einem wesentlich höheren Aufwand an Betriebsstoffen.
BZ: Wie kommt es denn zu diesem hohen Wasserverbrauch, gibt es ein Leck?
Schwinkendorf: Nein, der Beckenkörper ist Gott sei Dank auch nach 40 Jahren noch dicht. Der hohe Wasserverbrauch hat mehrere Gründe. Wenn viele Besucher im Bad sind, kommt es zu einer größeren Wasserverdrängung. Des Weiteren verursachen viele Schwimmer einen hohen Austrag, dass heißt, das Wasser, das beim Gang vom Becken zur Liegewiese von der Badehose tröpfelt. Aus diesem Grund haben einzelne Freibäder in der Vergangenheit schon das Tragen der großen Badehosen verboten. Auch die Verdunstung bei schönem, warmen Sommerwetter wird unterschätzt. Außerdem wird das Wasser durch die Solaranlage bei lang anhaltendem sonnigen Wetter immer weiter aufgeheizt, so dass bei 27 Grad durch Zuführen von Frischwasser eine weitere Erwärmung verhindert wird. All diese Faktoren sind durch das beständige Wetter im Juli und August aufgetreten.
BZ: Wie sieht es beim Kartenverkauf aus?
Schwinkendorf: Der Saisonkartenverkauf hat sich die letzten Jahre auf 300 bis 330 verkauften Karten eingependelt. Mit 321 lagen die Freunde des Waldfreibades auch 2013 wieder in diesem sehr zufriedenstellenden Bereich. Zuwachs gab es beim Verkauf der Familien- (155) und der Erwachsenenkarten (116). Etwas zurück ging der Verkauf der Kinder- und Jugendkarten (50). Wenn man eine Familie mit drei bis vier Personen ansieht, sind somit circa 700 bis 800 Menschen der Raumschaft mit einer Saisonkarte versorgt. Das wirkt sich natürlich auch auf die Einnahmen an der Kasse aus. Durch die hohe Zahl an Saisonkartenbesitzern bezahlt nur knapp jeder dritte Besucher den Tagespreis (2013 waren es 29,7 Prozent). Diese Zahl bewegt sich immer zwischen 25 und 30 Prozent.
BZ: In diesem Jahr haben Sie die teure Abdeckplane ersetzt. Welche Investitionen stehen vor der nächsten Saison an?
Schwinkendorf: Das wird uns die nächsten drei Jahre noch begleiten. Für die Plane müssen wir jeden Monat circa 1000 Euro bezahlen. Das ist ungefähr die Hälfte unseres bisherigen Investitionsvolumens. Kleinere Investitionen können wir immer schultern, größere wird es die nächsten Jahre nicht geben. Andererseits gibt es in einem 40 Jahre alten Bad immer notwendige Investitionen zu tätigen. Wir hoffen jedes Jahr, dass wir vor größeren bis großen Schäden verschont bleiben. Unsere Bemühungen, das Bad durch präventive Investitionen davor zu bewahren, sind bisher aufgegangen.
Diese alte Abdeckplane ist 2012 ersetzt worden. Für die neue Abdeckung muss der Verein jetzt monatlich 1000 Euro bezahlen. Foto: Cornelia Liebwein