Südkurier vom 09. August 2003
Erholung im Waldfreibad Häusern-Höchenschwand. Finanziell sieht es für die Anlage allerdings nicht rosig aus, die bringt die Kämmerer ins Schwitzen.
Häusern-Höchenschwand (chk) Doch hängen über der Badeanstalt noch dunkle Wolken der Unsicherheit. Erst über den Winter, wenn die Sommerhitze wieder fort ist, werden Nägel mit Köpfen gemacht, was die Zukunft der Einrichtung angeht. Rund 180000 Euro Defizit fahren die beiden Kommunen pro Jahr ein mit ihrem interkommunalen Bad – für die klammen Gemeindekassen kaum mehr auf Dauer tragbar: Höchenschwand hat seit 1997 einen historischen Einbruch bei den Übernachtungszahlen erlebt, Häusern hat erhebliche Einbußen bei den Gewerbesteuereinnahmen hinzunehmen. Zudem lasten auch auf den Kuretats rote Zahlen: Häusern rechnet in diesem Jahr mit rund 143000 Euro, die im Tourismus-Eigenbetrieb fehlen, der höhere Nachbar mit 370000 Euro.
Da sind die Finanzmassen, die im Bad versickern, kein Pappenstiel: In Höchenschwand, das 60 Prozent des Verlustes zu tragen hat (rund 108000 Euro), macht das immerhin annähernd ein Drittel des Zuschussbedarfs im Kurbetrieb ist. In Häusern ist es gar rund die Hälfte. Hinzu kommt, dass das Bad über die Jahre marode geworden ist. Sorgenkind ist vor allem die Filteranlage, die ebenso erneuert werden müsste wie Rohre. Kostenvolumen: rund 600000 Euro. Zusätzlich wäre ein Technikraum zur Unterbringung der neuen Filterbehälter nötig, macht 300000 Euro, von einer Neufließung des Hauptbeckens ganz zu schweigen. So läppert sich der bereits 1992 kalkulierte Sanierungsbedarf rasch auf eine Million Euro zusammen, mithin Geld, das weder der Kämmerer in Höchenschwand noch sein Kollege in Häusern auf dem Konto hat.
Als jüngst die Gemeinderäte Häuserns und Höchenschwands darüber berieten, ob man in die Vorplanungsphase für die Umwandlung des Bads in einen Naturbadesee eintreten wolle, war das Meinungsbild denkbar gespalten: Die Räte aus Häusern waren dafür, die aus dem „Dorf am Himmel“ dagegen. Dass dies ein Indiz dafür ist, in Höchenschwand stünden die Zeichen auf Schließung – immerhin auch Diskussionsgegenstand -, weist Bürgermeister Werner Rautenberg zurück: Das weitere Vorgehen sei „noch völlig offen“.Gleichwohl räumt er ein, dass seine Gemeinde, anders als Häusern, für einen Naturweiher eher wenig übrig hat.
Grund: Die Erfahrung der vergangenen Sommer lehre, dass die Temperaturen zu niedrig seien, als dass ein Badesee mit wohlig warmem Wasser die Besuchermassen werde locken können.
Sein Häuserner Amtskollege Thomas Kaiser hat sich dagegen bereits zureichend für die See-Lösung erwärmt. Sein Argument: Das naturnahe Erlebnisbad würde einmalig rund 950000 Euro kosten und wäre aus Tourismusmitteln zu 50 Prozent prinzipiell zuschussfähig. Nimmt man das jährliche Defizit hinzu und bedenkt, dass Kosten für Technik, Chemie im Badewasser und Gebäudeunterhalt wegfallen, wären die bei den Gemeinden verbleibenden Investitionskosten von rund 500000 Euro in wenigen Jahren amortisiert, rechnet Kaiser vor. Die Abwicklung des Bads schließt er aus: „Das wäre in Häusern nicht machbar“, fasst er das Stimmungsbild zusammen.
Bliebe die Möglichkeit einer Sanierung, die, wie erwähnt, rund eine Million Euro kosten würde – und damit ebenso viel wie ein Naturbadesee. Vom Aufpäppeln des bestehenden Bads hält Thomas Kaiser aber wenig, wie er einräumt: Dies ändere nichts am jährlichen Defizit.
Die Idee, den Einwohnern mit einem Bürgerentscheid die Zukunft des Waldfreibads in die Hände zu legen, wurde in den beiden Gemeinderäten wieder aufgegeben. Denn dabei bestünde die Gefahr, dass die beiden Gemeinden unterschiedlich abstimmen – und damit für die Dauer von drei Jahren, so lange, wie der Entscheid bindend ist, „alles Weitere blockiert wäre“, sagt Rautenberg. Nun will man mit dem moderateren Mittel der Bürgerbefragung herausfinden, was die Bürger wünschen. Zuvor soll eine Bürgerversammlung stattfinden, bei der auch die Modalitäten der Bürgerbefragung geklärt werden – und weitere Zahlen auf den Tisch kommen: Rautenberg zufolge soll eine mögliche Sanierung neu kalkuliert werden, um eine reelle Vergleichsbasis zur Badesee-Planung zu erhalten. Bis zum März 2004 werde dann unter Einschluss der Bürgerwünsche festgezurrt sein, was aus dem Freibad wird. Freilich könne man, wenn es dann keine einvernehmliche Lösung gibt, „auch so weiterwursteln wie bisher: Dann kommt’s zum Schwur, wenn eine größere Unterhaltungsinvestition ansteht“, meint Werner Rautenberg.
Unterdessen freut sich der Höchenschwander Bürgermeister, dass sich die Bürger emsig an der Diskussion um „ihr“ Bad beteiligen: Immer neue Ideen werden an die Rathäuser in der Waldshuter Straße und in der St. Fridolinstraße herangetragen. Wenn demnächst die Bürgerversammlung stattfindet, werden auch Beitrittserklärungen ausgelegt – für einen Förderverein.